Mittwoch, 28. März 2007

Radikale Lebensänderung: Ich bleibe Anwältin

Knast

Foto: Marco Barnebeck / http://www.pixelquelle.de

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Von J. D-e-h-e, kaffeesatz.blog.de
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Nachdem ich wegen böswilligen Unterstellungen und Verleumdungen meinen Taxischein nicht bestanden habe, steht mein Entschluss fest: Ich bleibe halt Anwältin. Keinen Bock auf Pommesbude. Da stinkt man ja den ganzen Tag.

Dann lieber den Mief von Kutten und Talaren.

Um wieder Fuß zu fassen in der Branche habe ich mir einen Maßnahmenplan zurechtgelegt. Organisation ist eben das halbe Leben.

Ich mache jetzt als Anwältin Werbung. Nein, dieser Beruf ist meine Bestimmung, sagt auch mein Banker, der meinen Dispo nicht mehr erhöhen will.

Also komme ich zu dem Entschluss: Auch ich muss die Last der Behinderten, also der Blinden, mittragen und Licht in das Dunkel der juristischen Tiefen bringen.

Ich vermarkte mich dabei unheimlich clever. Ich habe hierzu schon viele Strategien und es dürfte die Anwaltskammer aufgrund einiger zweiflerischer und missgünstiger Kollegen bestimmt freuen, an diesem Projekt unentgeltlich mitzuwirken, wobei das Arbeitsvolumen 50 Stunden die Woche zzgl. Wochenende nicht unterschreiten sollte!

Ehe sich die Anwaltskammer jedoch näher mit der Sache vertieft, weise ich darauf hin, dass ihr schon genug Arbeit damit habt, die lästigen Nörgler an meinem Anwaltsdasein abzuwimmeln. Deshalb rate ich Euch gleich jetzt: Locker bleiben.

Maßnahme 1:
Ich stelle alles um. Als erstes schon mal meine Art, jetzt ist Schluss mit Beratungsschein, ähm, ich meine lustig. Ich bin jetzt seriös.

Ich lasse alle Mandanten zu mir kommen; Rechtsberatung an Jimmys Bar oder nach dem 5. Bier beim Kaninchenzuchtverein findet nicht mehr statt, basta.

Und immer, wenn der Mandant zu mir kommt, werde ich telefonieren.

Ich lerne gerade den Satz "Tut mir leid, Frau Bundeskanzlerin, ich versinke gerade in Mandaten und kann so ihr ungemein geschätztes Mandat nicht übernehmen. Nein, seien Sie nicht gekränkt, ich habe bereits letzte Woche dem Bundespräsidenten einen Korb geben müssen."

Gut und clever, gell?! Aber auch schwer, dieses auswendig wissen müssen.

Wenn ich aber den Satz auswendig gelernt habe, lege ich mir noch 2 bis 3 andere Sätze zu.

2. Maßnahme: Ich schalte Inserate:

Beispiel:

IM KNAST ?

U N S C H U L D I G !

Ich haue Sie raus!!!

Tätigkeitsschwerpunkte:

Politik und Bestechlichkeit
Übernahme der Weltherrschaft
Beamtenbeleidigung

Rechtsanwältin XYZ (geheimer Name wegen Standesrecht) - Mein Name ist
Programm

3. Maßnahme: Ich werde Werbespots schalten.

Beispiel:

Ein Straftäter (mit vielen blauen Flecken und Wunden, damit die echt aussehen, wäre ich auch - sehr gern - behilflich; vielleicht können wir ja den Präsidenten vom Landgericht als Komparsen gewinnen) steht vor dem Galgen.

Der Henker (mit schwarzer Kappe, aber ansonsten geiles Dominaoutfit; denn heute muss Sex bei der Werbung dabei sein) legt ihm gerade den Strick um den Hals. Der Straftäter zittert und schreit nach seiner Mutter.

Musik: Beethoven, Schicksalssinfonie.

(Die Erde bebt; vielleicht sollte man den Dreh am Samstag über einer Techno-Disco machen):

Dann auf ein Mal Licht. Ich erscheine. Dazu Musik von Falco, "Rock me Amadeus". Aber nur immer die erste Zeile: Er war ein Superstar, er war so populär.

Danach Stille: Und ich sage: Vielleicht hätte er jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt!

Danach Straftäter tot. Der Kopf des Straftäters knickt zur Seite.
Ende!!!

Gut oder?!

Nächste Maßnahme:

Ich werde Flugzettel verteilen. Dazu hole ich mir diesen Riesenballon, der hier rumfliegt und lasse einen neuen Bezug nähen mit dem Spruch "RA XYZ, auch in der Luft unschlagbar". Damit fliege ich über Butzbach und Weiterstadt und werfe meine Briefe über dem Knast ab. Darauf schreibe ich dann:" Wollen Sie raus? Ich kann helfen!"

Auf die Blätter drucke ich dann auch Red Bull-Flaschen wegen der Flügel!

Und nackte Weiber, damit die Insassen die Zettel auch ewig aufbewahren und die sich (natürlich) meinen Namen einprägen. Wenn die sich denn Zettel anschauen und ... na sie wissen schon, dann prägen die sich meinen Namen ein, die denken dann nur noch: XYZ.

Nein, ich bleibe noch inkognito, es gibt so viele Trittbrettfahrer ...

Aber ich finde mich schon so richtig genial!

Dann habe ich - als weitere Maßnahme, die Ziffer habe ich vergessen, da sich meine unterschwarzbezahlte Putzfrau nicht an den PC setzen will - schon tolle Werbeslogans für mich!

Beispiel:

Ich wasche ihre weiße Weste nicht nur sauber, sondern rein!!! Persilschein gefällig?

Oder:

Die Anwältin, die Richter provoziert.

Oder:

Morgens Frankfurt, mittags London, abends New York. Ihre Freiheit hält, dank XYZ.

Und dann, wenn ich das alles mache, dann klappt es auch mit dem Mandanten. Und ich werde reich. Natürlich nur für die Gerechtigkeit.

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