Freitag, 18. Dezember 2009

"Kaiserin der Kosmetik" brauchte nur Wasser und Seife

Wiesbaden (satire-blog) - Helena Rubinstein (vermutlich 1870–1965), die erfolgreichste Kosmetikerin der Welt, war genial, geizig und vergesslich. Dies enthüllt der Wiesbadener Autor Ernst Probst in seinem Taschenbuch "Superfrauen 13 - Mode und Kosmetik". Der französische Künstler Jean Cocteau (1889–1963) verlieh der 1,50 Meter großen und molligen Polin den ehrenvollen Titel "Die Kaiserin der Kosmetik".

Als Helena Rubinstein 1955 in Paris die Nachricht vom Tod ihres zweiten Gatten erhielt, schneuzte sie in ihr seidenes Betttuch und entschied, nicht zur Beerdigung nach New York zu fliegen. „Er ist tot, warum das viele Geld verschwenden?“, sagte sie zu ihrem Sekretär Patrick O’Higgins. Viele Stunden später telegraphierte sie zum halben Nachttarif: „Zu krank, um zu reisen“.

Einerseits glänzte und protzte Helena Rubinstein mit ihrem Reichtum, andererseits war sie anderen gegenüber sehr geizig. Kleinodien, Kunstwerke und Schmuckstücke erwarb sie bar im Dutzend und mit einem Drittel Mengenrabatt, auf den sie nur selten widerwillig verzichtete. Ihre Garderobe bestand größtenteils aus Kleidungsstücken, die ihre Kammerzofe nach Vorbildern der Pariser Haute Couture kopierte. Der Künstler Salvador Dalí (1904–1989) meinte über sie: „Der Abstand, der die Irre von Chaillot von Helena Rubinstein trennte, war gewiss nicht größer als die Breite eines Hutes“.

Bei Interviews empfahl Helena Rubinstein, das beste, was eine Frau für ihre Schönheit tun könne, seien anderthalb Stunden Mittagsschlaf. Außerdem sollte eine Frau niemals vergessen, sich gerade zu halten. Ein grader Rücken sei das Zeichen für gute Erziehung. Außerdem sagte sie, die Frauen würden nicht alle an Verstopfung und daher welker Haut leiden, wenn sie mehr laufen würden. Schönheit könne nicht von außen kommen, nicht vom Make-up, das man auflege. Schönheit sei harte Arbeit. Bei einem Interview hatte sie einmal den Mut, zuzugeben, dass sie selbst nur Wasser und Seife benütze.

Der Ablauf der Produktion im Kosmetikimperium von Helena Rubinstein, die in ihren besten Zeiten jährlich umgerechnet eine halbe Milliarde Mark Umsatz erzielte, war gut durchrationalisiert. Der gesamte Bedarf von Creme, Lotion und Wässerchen für Frankreich, Skandinavien und die Beneluxländer wurde bereits 1964 von nur vier Arbeitskräften in mächtigen Kupferkesseln gekocht. Den Puder für diesen riesigen Verbrauchermarkt produzierte ein Maschinensystem mit einer einzigen Bedienungskraft.

„Madame sprach keine Sprache sehr gut – Englisch, Französisch, Jiddisch, selbst Polnisch –, aber das hinderte sie nicht, genial zu sein“, sagte ein Freund von Helena Rubinstein. Über Mitmenschen redete sie oft mit Verzicht auf deren Familiennamen. Statt dessen sprach sie von „dem Mann, dem die Frau starb“ oder von „dem, der immer mit dem Schirm kommt“. Dies tat sie, weil sie sich keinen Namen merken konnte.

Selbst im hohen Alter war die Haut von Helena Rubinstein noch glatt und gepflegt. Sie betrieb regelmäßig Gymnastik und Körperpflege, um für ihre Arbeit fit zu sein. Mit zunehmendem Alter interessierte sie sich nur noch für Düfte.

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